27.08.2024: Prievelack - Lauenburg
Passend zum guten Abendessen gestern gibt es ein sehr gutes Frühstück. Nach der herzlichen Verabschiedung von der netten Wirtin rollen wir bei perfektem Wetter weiter, zuerst zurück zum Deich und dann diesem nach Westen folgend. Ein paar Kilometer hinter dem Paradiesgarten kommen wir zu einem Denkmal, welches daran erinnert, dass hier zu DDR-Zeiten systematisch Häuser und sogar ganze Ortschaften entvölkert und zerstört wurden, um Möglichkeiten für eine Flucht in den Westen zu beseitigen. Die Bilder und Karten von der Gegend vor dieser Aktion sind doch recht bedrückend.
Im weiteren Verlauf der heutigen Etappe sehen wir auch wieder einige alte DDR-Grenztürme sowie sehr viele Schafe. Vom Gegenwind, der uns für diese Abschnitte der Tour prophezeit worden war, bekommen wir glücklicherweise nichts mit und kommen daher wieder sehr gut voran. Deswegen entscheiden wir uns bei Neu-Bleckede, per Fähre die Elbe zu überqueren, um uns die Ortschaft Bleckede anzuschauen. Im Alten Schloss von Bleckede gibt es ein Elbe-Biosphärenmuseum. Wir schauen uns die Fische, die Biber und den Aussichtsturm an. Die Biber befinden sich in einem eigenen Gebäude. Es gibt viele Informationen zu diesen Tieren und ein Fenster, durch das man in eine Biberhöhle schauen kann. Es ist dunkel darin und wirklich viel sieht man daher nicht. Was man aber sieht, ist sehr niedlich: ein schlafendes Elterntier, welches sich ab und an reckt und streckt sowie ein eingekuscheltes Junges. Sehr süß. Nach dem Aussichtturm beenden wir unsere Tour durch das Biosphärenmuseum. Wir hätten in den liebevoll gestalteten Räumen noch sehr viel Zeit verbringen können, die Kinder wollen aber lieber auf den im Innenhof des Schlosses befindlichen Spielplatz. Hier verbringen wir einige Zeit und machen auch eine ausgedehnte Brotzeit. Dann fahren wir zurück zur Elbfähre und queren wieder zurück zum nördlichen Ufer des hier schon recht breiten Stroms.
Dann wieder – wie gehabt – immer entlang dem Deich in Richtung Westen. Kurz darauf rollen wir in das siebte Bundesland unserer Tour. Und zwar schneiden wir durch ein ganz kleines Stück von Mecklenburg-Vorpommern. Wir kommen in eine hübsche kleine Stadt, deren Innenstadtbereich unserer Meinung nach zu Unrecht vom Elberadweg umfahren wird, und zwar Boizenburg. Wir verlassen den großen Radweg, und rollen über hübsche Außenbezirke in die Innenstadt. Ganz besonders gut gefällt uns der große Marktplatz mit dem zentral und alleine auf dem Platz stehenden Rathaus von 1711. So etwas haben wir bisher nur in Polen gesehen, zum Beispiel in Chelmno an der Weichsel. Direkt nördlich vom Marktplatz steht die große evangelische St. Marienkirche. An einer Eisdiele auf dem Marktplatz legen wir eine ausgedehnte Pause ein – wir freuen uns dabei sehr über den Schatten, den die Schirme der Eisdiele spenden. Das war ein sehr hübscher und lohnenswerter Abstecher. Am Ortsausgang von Boizenburg überrascht uns ein nicht wirklich langer und nicht wirklich steiler Anstieg. Dirk aber wird durch die bis zu sieben Prozent Steigung gut abgebremst. Dafür genießt er die darauffolgende Abfahrt umso mehr.
Nun sind wir fast schon in Lauenburg, unserem heutigen Etappenziel, welches sich in Schleswig-Holstein befindet. Also noch ein Bundesland gesammelt. Wir überqueren per Brücke den Elbe-Lübeck-Kanal, biegen dann nach links ab und erreichen entlang einer großen Straßenbaustelle die sehr pittoreske und zwischen die Elbe und einem Anhang gequetschte Altstadt von Lauenburg. Wir haben in einem Gästehaus mitten drin gebucht, direkt neben dem von 1573 stammenden ältesten Haus der Stadt. Das Einchecken geht per Sprechanlage und Schlüsselautomat überraschend schnell. Der Fahrradraum ist groß und befindet sich netterweise gleich hinter dem Eingangstor. Es sind schon viele andere Räder da und wir versuchen, den Anhänger möglichst platzschonend unterzubringen. Nachdem wir uns frisch gemacht haben, unternehmen wir noch einen Spaziergang durch die schöne Innenstadt, vorbei an einem alten Raddampfer und der wohl bekanntesten Staute der Stadt, dem Lauenburger Rufer. Diese stellt einen Schiffer dar, der etwas zu einem auf der Elbe vorbeifahrenden Boot ruft. Witzigerweise gab es nach dem Aufstellen der Statue in den fünfziger Jahren einen Streit darum. Angeblich sei die Figur zu mager, was ein negatives Bild von der Lauenburger Gastfreundschaft geben würde und somit gravierende Folgen für den Tourismus haben könnte. Dass die dargestellte Figur sonderlich dünn ist, wäre uns gar nicht aufgefallen. Vielleicht schauen wir heute aber auch anders auf Körperproportionen als die Leute vor siebzig Jahren.
Wir steigen die Anhöhe nach oben zum Lauenburger Stadtschloss, wieder mit einem schönen Spielplatz. Es gibt eine tolle Aussicht auf Stadt und Elbe, insbesondere auch vom Aussichtsturm direkt neben dem Spielplatz. Nachdem sich die Kinder ausgetobt haben, laufen wir wieder runter zur Altstadt, wo wir in einem recht edlen Restaurant mit einer schönen Terrasse direkt am Fluss zu Abend essen und dabei die vorbeifahrenden Schiffe anschauen können.
Tageskilometer: 49.6 km, Gesamtstrecke: 1041 km

Elbdeich mit DDR-Grenzturm

Schloss Bleckede

Marktplatz von Boizenburg

Maria-Magdalenen-Kirche in Lauenburg