20.08.2024: Leipzig – Halle an der Saale
Heute haben wir die kürzeste Etappe der Reise vor uns und schlafen daher für unsere Verhältnisse recht lange aus. Vor dem Auschecken machen wir auch noch einen kleinen Stadtspaziergang, kaufen dabei auch Brezen als Snack für die Kinder und füllen ganz punktuell die Klamotten der Kinder auf. So ganz genau konnten wir halt doch nicht abschätzen, wie viele Kleidungsstücke während einer mehrwöchigen Radreise benötigt werden und insbesondere nach wie viel Handwäschen das Ganze dann doch nicht mehr ganz sauber wird. Zufrieden verabschieden wir uns im Hotel und verfrachten die Räder und den Anhänger wieder nach unten in die Fußgängerzone. Hier ist deutlich weniger los als gestern am späten Nachmittag und wir könnten recht bald aufbrechen.
Die Betonung liegt auf könnten, denn die Verbindung der Deichsel vom Kinderanhänger mit dem Anhänger selber wackelt. Das darf nicht sein und könnte schnell in einer sehr gefährlichen Situation enden. Wir haben zwar jede Menge Werkzeug dabei, aber selbst im normalen Zustand bräuchten wir eine Nuss, um die Befestigungsschrauben rauszudrehen. Und jetzt ist ja auch noch offensichtlich mindestens eine Schraube gebrochen. Da kann nur eine Werkstatt helfen und wir fahren zur laut Google nächstgelegenen Fahrradwerkstatt. Der Laden ist als „Netz kleiner Werkstätten“ eingezeichnet und entpuppt sich als Sozialprojekt, in dem ausbildungslose oder arbeitslose Jugendliche praktische Tätigkeiten erlernen sollen. Ein sehr engagierter Betreuer kümmert sich um unser Problem. In der Tat ist eine von drei Verbindungsschrauben gebrochen. Da Queridoo zudem zwei der drei Schrauben mit einer Mutter kontert, die dritte aber nur ins Plastik reindreht, reicht eine gebrochene Schraube, um eine potentiell recht gefährliche Situation herbeizuführen. Die Schraube ist direkt an der Mutter gebrochen und muss rausgebohrt werden. Eine frische Schraube rein, festgezogen und fertig. Mit unserem mitgebrachten Werkzeug wäre das unmöglich gewesen und selbst hier war es alles in allem bestimmt eine halbe Stunde Aufwand. Daher sind wir sind baff erstaunt, als uns der Verantwortliche mitteilt, dass er kein Geld von uns verlangen darf. Wir dürften aber spenden. Das tun wir, gerne und reichlich. Danke auch auf diesem Wege an die Mitarbeiter, Ihr habt unsere Tour gerettet!
Durch das Rosental, eine große und historische Parkanlage - schon August der Starke wollte an dieser Stelle ein Lustschloss errichten - verlassen wir die Innenstadt von Leipzig und stoßen recht bald auf den Elster-Radweg. Dieser führt über viele Kilometer als perfekt asphaltiertes Band nicht etwa entlang der Elster, sondern entlang der Neuen Luppe. Dieser Fluss ist hier sehr kultiviert, fließt durch eine breite Wiese, links und rechts eingefasst von Deichen, auf denen der Radweg verläuft. Erst südlich vom Leipziger Flughafen geht es ein Stück auf Schotter durch den Wald. Warum der Radweg hier den Fluss verlässt ist uns nicht ganz klar, denn nach dem kurzen Abstecher kommt das Asphaltband entlang des Flusses wieder, der hier nun aber Elster heißt. Da wir sehr schnell vorankommen, entscheiden wir uns, auf die hier mögliche Spielplatzpause zu verzichten, um stattdessen in Halle mehr Zeit dafür zu haben. So gibt es nur eine kurze Pause, während der Franzi eine frische Windel bekommt. Es geht flott weiter und überraschend schnell erreichen wir die ersten Ausläufer von Halle. Ab hier geht es nicht mehr wirklich gut voran. Gründe dafür sind insbesondere mit Kinderanhänger blöd zu umfahrende Baustellen, Abschnitte ohne Radweg aber mit extrem groben Kopfstein, viele Ampeln, allgemein viel Verkehr und das Ganze auch noch gewürzt mit einigen kleinen Hügeln. Wir sind froh, als wir die moderne Südstadt, errichtet etwa ab den 50er-Jahren des 20ten Jahrhunderts, erreichen. Hier gibt es eine tipptopp angelegte Infrastruktur, samt Trambahn und perfektem Radweg, auf dem wir problemlos bis in die Innenstadt rollen können.
Wir sind so früh da, dass wir einen Abstecher auf die Peißnitzinsel machen können, etwa zwei Kilometer weiter nach Norden. Auf dieser Insel befindet sich ein innenstadtnahes Naherholungsgebiet mit Sportplätzen, Spielplätzen und Restaurants. Wir fahren zum Baschkirischen Spielplatz. Dieser Spielplatz ist toll im Stil des Mittelalters oder von Fantasybüchern gestaltet, Drachen inklusive und hat seinen Namen, weil er von Studenten aus Ufa in Baschkiristan gestaltet wurde. Wir verbringen viel Zeit hier und kommen dabei auch mit einer netten Familie aus der Gegend ins Gespräch. Sie sind auch mit dem Rad hier und können Tipps für unsere Weiterfahrt geben. Am späten Nachmittag rollen wir zurück in die Innenstadt. Der Fahrradraum in Hotel befindet sich witzigerweise nicht im Keller, sondern nimmt in einer ganz normalen Zimmerflucht den Platz ein, an der sich auch ein Zimmer befinden könnte. Unser Zimmer ist netterweise im selben Stockwerk und nicht weit entfernt. am Abend gibt es noch einen kleinen Bummel durch die Altstadt, vorbei am Hallmarkt und der dahinterstehenden Marktkirche unserer Lieben Frauen. In einer der vielen schönen Nebenstraßen finden wir einen urigen Biergarten, wo wir gut zu Abend essen.
Tageskilometer: 48.7 km, Gesamtstrecke: 638 km

An der Neuen Luppe zwischen Leipzig und Halle

Auf der Brücke der Freundschaft in Halle

Baschkirischer Spielplatz in Halle

Marktkirche in Halle