17.08.2024: Nove Hamry – Zwickau
In unserer Pension gibt es für unsere Verhältnisse recht spät Frühstück. Wir verstehen, dass so ein kleiner Betrieb nicht für jeden Gast eine Extrawurst braten kann und machen wieder vor dem Frühstück alles fertig, inklusive Beladen der Räder. Nach dem Frühstück rollen wir wieder in das Dörfchen und geben dort noch ein paar übrig gebliebene tschechische Kronen im dortigen Tante-Emma-Laden aus. Im weiteren Verlauf der Strecke – immer bergauf – zeigt sich die Karlsroute von ihrer allerbesten Seite: die Landschaft ist richtig urig und wir fahren zunächst auf einem winzigen Sträßchen durch einen schönen Wald, dann durch eine offene Hochlandschaft. Es ist zwar immer noch sehr warm, aber es zeigen sich einige Wolken auf dem Himmel. Für das letzte Stück bergauf verlassen wir das Sträßchen und sind nun auf einem kleinen aber asphaltierten Weg unterwegs, wieder durch einen Wald. Kurz vor der Grenze flacht das Ganze ab und ganz oben kommen wir zu einer Lichtung, auf der sich ein uriger kleiner Imbiss befindet. Sicher eine tolle Einkehr für durstige und hungrige Radler (oder im Winter auch für Skiwanderer) aber wir haben noch das Frühstück im Magen und fahren mit etwas Bedauern vorbei.
Vorbei auch am Grenzschild von Sachsen, hinter dem uns ein wilder Ritt auf einem Schotterweg bergab erwartet. Hier ist nun endlich einmal Dirk der schnellere von uns beiden. Bei Wildenthal fahren wir ein Stückchen auf dem asphaltieren Radweg entlang der Straße, die von Johanngeorgenstadt aus kommend in unsere Richtung führt. Hinter Wildenthal führt die Karlsroute aber wieder in den Wald und auf Schotter. So geht das weiter bis Blauenthal, wo wir auf den Mulde-Radweg stoßen, welcher bis Aue schön asphaltiert auf einer alten Bahnlinie verläuft, und das immer noch gut bergab. Wir fahren sogar durch einen alten Bahntunnel und erinnern uns an die tolle Abfahrt im Kanaltal in Italien vor zwei Jahren. Erst in Aue wird es wieder flach. Alles in Allem hat uns der Radweg zwischen Karlsbad und Aue richtig gut gefallen und wir können diesen Teil der Karlroute nur weiterempfehlen. In Aue selber ist viel los, da heute ein Fußballspiel im Rahmen des DFB-Pokals stattfindet. Wir machen eine längere Pause auf einem Spielplatz, fast direkt neben einem großen Park-and-Ride-Parkplatz gelegen. Alle paar Minuten fahren Shuttlebusse voll mit lila gekleideten Fans vorbei. Auf dem Weg vom Spielplatz haben wir einen schönen DDR-Style-Diner gesehen und wollen hier zu Mittag essen. Also brechen wir etwas früher wieder auf, nur um festzustellen, dass das Lokal an Samstagen zu hat. Schade, denn es sieht sowohl vom Ambiente als auch von der Speisekarte her sehr interessant aus.
Also weiter entlang der Karlsroute und als Ersatz eine Brotzeit am Weg später. Die Karlsroute führt im Stadtgebiet von Aue über einige mit Anhänger (und eigentlich auch ohne Anhänger) fast unfahrbare Steigungen. Wir fragen uns, wer so etwas plant und weichen auf den mehr oder weniger parallel, aber auf der Straße, verlaufenden Mulderadweg aus. Verkehr herrscht sowieso fast keiner, wohl weil jeder beim Fußball ist. Daher bleiben wir auf der Straße, selbst als beide Radwege auf eine etwas ruhigere Strecke von der Straße abgeleitet werden. Kurz vor Hartenstein kommen wir auf eine kleinere Straße und fahren direkt hintereinander an gleich zwei Burgen bzw. Schlössern vorbei. In der Ortschaft Langenbach kommt ein mit Anhänger wirklich heftiger, zum Glück aber nur recht kurzer, Anstieg. Direkt hinter Langenbach biegen wir von der Straße auf einen dezidierten Radweg ab. Der Mulde-Radweg verläuft nun zwar teilweise sehr weit vom namensgebenden Fluss entfernt, das aber durch wirklich sehr schöne Landschaften. Die Qualität des Radwegs ist extrem wechselnd. In Silberstraße schließt direkt auf perfekten Asphalt ein Stück mit grobem Schotter an, welches so steil bergauf führt, dass Dirk trotz ausreichend Kraft in den Beinen ins Rutschen kommt und daher teilweise wieder schieben muss. Langsam geht es wieder bergab und langsam nähern wir uns auch den Ausläufern von Zwickau.
In Cainsdorf führt der Radweg direkt über den Bahnsteig vom örtlichen Bahnhof. Es gibt Gitter, welche sicherstellen sollen, dass nur Fahrräder vorbei passen. Für unsern Doppelsitzer-Anhänger ist das ziemlich eng. Beim Eingang bugsieren wir den Anhänger noch mühselig durch. Auf der anderen Seite haben wir aber keine Lust mehr und heben einfach einen Bauzaun hoch, um seitlich an der Barriere vorbei zu kommen. Hier kommen mir nun auch endlich wieder zur Mulde und in Zwickau selber ist der Mulderadweg dann ein tolles Asphaltband direkt am Fluss. Unser zentral gelegenes Hotel sollten wir im Prinzip schnell erreichen können. Allerdings findet dieses Wochenende in der gesamten Innenstadt ein großes Fest statt, so dass wir uns mit Rädern, Gepäck und Anhänger durch die Menschenmassen quetschen müssen. Nachdem die Räder verstaut sind und wir uns frisch gemacht haben, besuchen wir noch einen tollen Spielplatz direkt am zentralen Schwanenteich. Danach wollen wir Abendessen gehen und steuern ein griechisches Restaurant direkt neben dem Hotel an, bei dem wir uns auf dem Weg zum Spielplatz mündlich angemeldet haben. Leider ist nun anderes Personal anwesend, und der abgesprochene Platz auf der Terrasse steht nicht mehr zur Debatte, wir müssten uns reinsetzen. Nachdem es auch noch keinen Kinderstuhl für Franzi gibt, verabschieden wir uns und gehen zur zwar nicht preiswerten aber sehr guten Konkurrenz etwas weiter nördlich, eine urige Braukneipe. Alex isst dort den ersten Germknödel seines Lebens. Nach dem Essen hören wir noch kurz dem im Rahmen des Stadtfests stattfindenden Liveauftritt einer sächsisch-irischen Band zu, laufen die paar Meter zurück ins Hotel und fallen dann ins Bett. Das Fest geht noch ein paar Stunden weiter. Die Bässe sind gut durch die Fenster zu hören bzw. zu spüren, stören aber nicht wirklich beim Schlafen.
Tageskilometer: 66.7 km, Gesamtstrecke: 490 km

Wir überqueren die Grenze zurück nach Deutschland

Die Zwickauer Mulde in Aue

Burg Stein bei Hartenstein

Rathaus von Zwickau